Nachruf Rosemarie Dolatshahi

Die Stadttauben haben 2023 eine ihrer langjährigsten Unterstützerinnen verloren. Rosemarie Dolatshahi hat sich mehr als vier Jahrzehnte lang für die Tiere aufgeopfert. Seit den Achtzigern betrieb sie zunächst alleine ihre privaten Auffangstationen und war später die treibende Kraft der Arbeitsgruppe Stadttauben Bonn. Mit ihr ist auch unser Verein gestorben.

Ständig kümmerte sie sich um verletzte und verhungernde Tauben, die sie entweder selbst fand oder die ihr von Passanten, Polizei und Ordnungsamt gemeldet wurden.

Meistens schaffte sie es, verhungernde Tiere wieder gesund zu pflegen. Manchmal war der Hunger jedoch so weit fortgeschritten, dass keine Chance mehr auf Rettung bestand. Dann lag sie oft die ganze Nacht wach und streichelte das sterbende Tier bis zu seinem letzten Herzschlag, damit es umsorgt ist und nicht alleine stirbt.

Wie viele Tauben sie über die Jahre gepflegt und aufgepäppelt hat, kann niemand zählen. Es müssen viele Tausend gewesen sein.

Rosi konnte nicht wegsehen, wenn sie Unrecht sah. Sie ging davon aus, dass das Bonner Fütterungsverbot darauf abzielt, dass die Tauben elendig verhungern. (Ironischerweise führt es dazu, dass Tauben viel mehr brüten und kann daher die Population nicht reduzieren.) Um das Jahr 2010 wurde sie von Mitarbeitern des Bonner Ordnungsamts und der Staatsanwaltschaft sogar vor Gericht gebracht, weil sie hungernde Tauben in der Fußgängerzone gefüttert haben soll. Den Prozess gewann sie jedoch mit dem Argument, dass sie nicht zusehen könne, wie Wirbeltiere verhungern.

Rosi ließ auch nicht locker, wenn es darum ging, die Stadttaubenproblematik endlich nachhaltig zu lösen: Jahrelang versuchte sie, die Verantwortlichen von der Gipsei-Lösung zu überzeugen. Dank ihrer Hartnäckigkeit wurde im November 2012 Bonns erster betreuter Taubenschlag eröffnet, bei dem die bebrüteten Eier durch Gipseier ausgetauscht wurden.

Rosi kümmerte sich nicht nur um Tauben. Neben Katzen, Hunden und anderen Haustieren lagen ihr auch Wildtiere und die sogenannten Nutztiere am Herzen. Bereits in den 1980er-Jahren demonstrierte sie gegen Schlachthöfe.

Die Tiere haben eine ihrer engagiertesten Helferinnen verloren. Rosi hat unzähligen Tieren ein besseres Leben ermöglicht und ihnen in ihren schwersten Momenten Beistand geleistet. Ihr Mitgefühl und ihre Taten bleiben unvergessen. Möge sie in Frieden ruhen und ihre Hingabe weiterhin als Inspiration dienen.